Lohnt sich Sparen überhaupt noch? Dividenden als neuer Zins?

Sparer haben seit geraumer Zeit wenig Grund zur Freude. Bank- und Postkunden müssen ab einem bestimmten Kontoguthaben auf ihren Einlagen Negativzins bezahlen. Dazu gesellen sich eine Reihe anderer Gebührenarten, die den Kontoinhabern institutsabhängig belastet werden.

Kaum Renditen auf Obligationen

Um der Aufwertung des Schweizer Frankens entgegenzuwirken, führte die SNB im Dezember 2014 erstmals Negativzinsen ein. Eine Verschärfung auf Minus 0.75 % folgte am 15. Januar 2015 anlässlich der Aufgabe der Kursuntergrenze von 1.20 Franken pro Euro. Dieser Negativzins steuert ebenfalls die Kapitalmarktzinsen. So notieren derzeit sämtliche als risikolos geltenden Obligationen der Schweizer Eidgenossenschaft (Abb. 1) im negativen Bereich.

 

Angesichts der weltweit pandemiebedingten angestiegenen Staatsverschuldungen werden die wichtigsten Notenbanken noch einige Zeit an ihrer überaus expansiven Geldpolitik festhalten. Dadurch wird auch die Phase der Finanzrepression weiter fortwähren: Sparer werden über Negativzinsen – sowohl auf nominaler als auch auf realer Basis – schleichend enteignet.

Höhere Rendite – höhere Risiken

Wer als Anleger mehr Rendite erzielen möchte, muss bereit und fähig sein, höhere Risiken in Form von Kursschwankungen einzugehen. Neben festverzinslichen Anlagen stehen Investoren weitere Anlagemöglichkeiten wie Aktien, Immobilien oder auch Gold zur Verfügung.

Dividenden im Fokus

Aktiengesellschaften führen mittels Dividenden einen Teil ihres Gewinns zurück an die Eigentümer. Die Zahlungen an die Eigner erfolgen dann meistens in den Frühlingsmonaten. Im Jahr 2020 wurden so geschätzte 50 Milliarden Schweizer Franken an die Aktionäre zurückgeführt. Auch hier entfaltet der Negativzins seine Wirkung: Die Aktiengesellschaften haben nämlich kein Interesse daran, grosse Liquiditätsbestände zu horten. Entsprechend grosszügiger gestalten sich die Ausschüttungen.

Allerdings stellt eine hohe Dividendenzahlung relativ zum Kurswert keine ausreichende Gewähr für eine gute Gesamtperformance (Dividende und Kursentwicklung) dar. Vielmehr muss die Nachhaltigkeit der Dividendenzahlungen analysiert werden. Hierzu bieten verschiedene Kennzahlen zu Mittelfluss und Bilanzqualität wichtige Anhaltspunkte. Typischerweise warten Unternehmen aus eher defensiven Sektoren wie Pharma (Roche, Novartis) oder Nahrungsmittel (Nestlé) über die Jahre mit steigenden Ausschüttungen auf. Eine Auswahl an Aktien, welche das Kriterium nachhaltiger Dividendenausschüttungen erfüllen, findet sich in Abb. 2.

 

Unternehmen, die sich in einer Wachstumsphase befinden, schütten indes weniger aus und benötigen die operativ erwirtschafteten Mittel primär zur Finanzierung entsprechender Initiativen. Dies trifft beispielsweise auf die beiden Schweizer Medizinaltechniker Straumann (Zahnimplantate) und Sonova (Hörgerätelösungen) zu, deren Aktien trotz tiefen Dividendenzahlungen über die letzten Jahre überdurchschnittlich rentierten. Auf dem aktuellen Kursniveau schwingen die Aktien der Grossbank UBS oben aus und brillieren mit einer scheinbar interessanten Dividendenrendite von über 5 %. Künftige Ausschüttungen können allerdings durch potentielle Bussenzahlungen – insbesondere in Zusammenhang mit dem Frankreichprozess – beeinträchtigt werden. All diese Begebenheiten gilt es bei der Konstruktion eines diversifizierten Aktienportfolios zu berücksichtigen.

Aktien schwanken mitunter stark

Aktien sind jedoch stets höheren Risiken in Form von Kursschwankungen ausgesetzt. So büsste auch die seit Jahrzehnten mit steigenden Dividendenzahlungen überzeugende Namenaktie Nestlé im vergangenen Jahr vorübergehend annähernd 10 % an Wert ein. Um solche Korrekturen ausstehen zu können, erfordern Investitionen in Aktien einen Anlagehorizont von 10 Jahren. Für Anleger, die nicht bereit sind, Risiken in Kauf zu nehmen, fallen Aktien als Anlagekategorie weg. Damit eine optimale Rendite aus den investierten Mitteln erzielt wird, ist die Definition der individuellen Anlagestrategie unerlässlich. Dass dies insbesondere im aktuellen und weiter anhaltenden Negativzinsumfeld zutrifft, scheint offensichtlich. Bei der Ausarbeitung Ihrer Anlagestrategie unterstützt Sie unser erfahrenes Beraterteam gerne. Zögern Sie nicht, Kontakt mit uns aufzunehmen.