Porträt: Johanna von Erlach- von Graffenried
19.07.2020
Lesedauer: 1:25
Geboren als Tochter des Caspar vG, Herr zu Gerzensee, Heirat 1613 mit dem baufreudigen Franz Ludwig von Erlach (1575-1651), Freiherr zu Spiez (Spiez war eine der wichtigsten privaten Herrschaften im alten Bern und gehörte vor den Erlachs den Bubenberg). Johanna war die zweite Frau Erlachs, die erste – Salome Steiger – starb 1613.
Fast unglaublich war die Gebärfreudigkeit der beiden Frauen Franz Ludwigs. Der Freiherr von Spiez und Schultheiss Berns hatte insgesamt 37 Kinder, elf mit der ersten Frau Salome sowie 26 mit der zweiten Frau Johanna von Graffenried. Von 1613 bis um 1640 war Johanna eigentlich stets schwanger. Wenn man sich die hohe Sterblichkeit von Müttern bei Geburten vor Augen hält ist dies eine ungeheure Leistung und lässt auf eine sehr robuste Natur Johannas schliessen. Von den vielen Kindern von Erlachs überlebten nur ganz wenige die Kindheit und Jugend. Viele Geburten und hohe Kindersterblichkeit sind typisch für die damalige Zeit.
Frauen – auch Patrizierinnen – hatten seinerzeit ausserhalb der engeren Familie wenig zu sagen und eigentlich fast keine Rechte. Trotzdem treten sie im Bild gleichwertig mit ihren Männern auf. Das hat mit dem Umstand zu tun, dass Porträts ein gewisses Statussymbol darstellten. Ahnengalerien und gemalte Stammbäume mit Wappen zeigten dem Beschauer die hohen gesellschaftlichen Verbindungen beider Ehegatten. Deshalb sind sehr oft Männer- und Frauenporträts erhalten. Innerhalb der Familie war es aber schon so, dass die Ehefrauen einen wichtigen Platz als Haushaltsorganisatorin usw. einnahmen. Die Kindererziehung musste auch überwacht werden. Hier hatte man in patrizischen Kreisen aber stets Personal.
(Kurzporträt von Markus Rubli, Historiker)
Mit Johanna von Erlach-von Graffenried erhalten wir eine gute Gelegenheit, bei der Präsentation des Holländerturms auch auf eine weibliche Persönlichkeit hinweisen zu können, die nun in der Mitte zwischen je zwei Schultheissen ihren Platz gefunden hat. Damit zeigen wir auf, dass historisch nicht nur Männer sondern auch Frauen durchaus bedeutsam waren und eine wichtige Stellung hatten. Dies passt auch zur Besitzerstruktur unserer Firma, die zu 100% in Frauenhänden ist.