Finanzmärkte im Fokus
05.07.2021
Lesedauer: 5:45
Finanzmärkte im Fokus im neuen Kleid
Wir freuen uns sehr, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, unsere Quartalspublikation Finanzmärkte im Fokus erstmals im neuen Kleid zu präsentieren. Den Kern bildet unverändert die bewährte Quartalsberichterstattung mit Ausblick auf die Themen, die die Finanzmärkte in naher Zukunft beeinflussen werden. Weiter wird künftig in jeder Ausgabe ein Finanzfachwort näher erläutert. In dieser Ausgabe wird es der Begriff «Basiseffekt» sein, der die Finanzmärkte besonders im Zusammenhang mit dem Dauerthema Inflation beschäftigt und dem entsprechend eine wichtige Bedeutung zukommt. Schliesslich werden wir Ihnen jeweils Einblicke in unsere Aktienfonds (GR Aktien Schweiz und GR Aktien Schweiz Small & Mid Caps) und unseren Immobilienfonds GR Immobilien Schweiz gewähren. Lanciert am 31. März 2020 und mit erster erfolgreich durchgeführter Kapitalerhöhung per 1. Februar 2021, konnte sich dieser bereits das sechste Objekt sichern. Die 55 akquirierten Neubauwohnungen in Marly sind eine optimale Portfolioergänzung. Somit hält die Immobilien-SICAV nun insgesamt 288 Wohnungen zum Verkehrswert von über CHF 100 Mio. Weitere attraktive Akquisitionsobjekte werden laufend geprüft.
Nun wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre. Für weitere Informationen zu den Beiträgen und zu weiteren Anlagenthemen stehen Ihnen unsere Autoren und Kundenberatenden selbstverständlich sehr gerne zur Verfügung.
Simon Wyss, Vorsitzender der Geschäftsleitung
Marktbericht 2. Quartal
US-Infrastrukturprogramm beflügelt die Aktienmärkte
Pünktlich zum Quartalsbeginn stellte US-Präsident Joe Biden sein über 2 Billionen US-Dollar schweres Infrastrukturprogramm vor. Die Modernisierung sanierungsbedürftiger Infrastrukturen wie Strassen, Brücken und Schienen sowie Strom- und Breitbandnetze soll in den nächsten 10 Jahren erfolgen und Millionen von Jobs schaffen. Trotz geplanter Steuererhöhungen zur Finanzierung des enormen staatlichen Investitionsprogramms wurde das Vorhaben Bidens an den Aktienmärkten sehr begrüsst. Die im März 2020 gestartete Aktienrallye setzte sich weiter fort und erreichte während des Quartals laufend neue Höchststände. Getrieben wurden die Börsen primär von zyklischen Werten aus den Sektoren Bau, Industrie und Luxusgüter. Diese profitierten auch von den Öffnungsschritten der Volkswirtschaften aufgrund rückgängiger Corona-Zahlen.
Dauerthema Inflation
Einmal mehr zeigte sich zur Quartalsmitte das Inflationsgespenst als kurzzeitiger Stimmungskiller. Der Inflationsanstieg in den USA für den Monat April wurde auf 4,2 % beziffert. Dieser Wert lag deutlich über den Prognosen der Ökonomen, die eine Steigerung von 3,6 % erwartet hatten. Obwohl diese Daten aufgrund des Basiseffekts mit etwas Vorsicht zu geniessen sind, verfielen die Märkte in einen vorübergehenden Schockzustand. Unter den Sorgen, dass die Zinsen aufgrund der hohen Inflationsraten nun früher ansteigen könnten als seitens der US-Notenbank in Aussicht gestellt, litten wie schon im 1. Quartal vor allem hochbewertete Technologietitel sowie Firmen mit einer hohen Verschuldungsquote. Für Letztere werden die zukünftigen Finanzierungskonditionen bei steigenden Zinsen unattraktiver.
Beruhigende Worte von Jerome Powell, dem Vorsitzenden der amerikanischen Notenbank Fed, sorgten jedoch schon bald wieder für bessere Stimmung unter den Anlegern. Mehrfach betonte Powell, dass der hohe Preisanstieg nur ein vorübergehendes Phänomen sei und die Leitzinsen bis auf weiteres kaum erhöht werden. Dabei werde sogar ein kurzzeitiges Überschiessen der US-Wirtschaft in Kauf genommen. Der anschliessende Kursanstieg an den Aktienmärkten widerspiegelt das mittlerweile sehr grosse Vertrauen in die Notenbanken. Der Inflationsanstieg in den USA auf 5 % für den Monat Mai sowie die Aussage Powells nach der Juni-Sitzung des Fed, dass die Leitzinsen nun doch bereits im Jahr 2023 angehoben werden könnten, prallte an den Märkten regelrecht ab. Unbeirrt setzten die Indizes ihre Rekordjagd fort und notieren seit Jahresbeginn stattlich im Plus (Abb. 2).
Börsenexzesse 2.0
Die anhaltend gute Börsenstimmung lockte weiterhin Kleinanleger an die Märkte. Einerseits sehen sich Anlegerinnen und Anleger gezwungen, mangels Alternativen in Wertschriften zu investieren, auch um die von Negativzinsen betroffene Liquidität abzubauen. Andererseits führte die sehr hohe Risikobereitschaft dieser neuen Marktteilnehmer auch im 2. Quartal zu etlichen Börsenexzessen. Wer geglaubt hatte, dass der Wirbel rund um die GameStop-Aktie eine Eintagsfliege war, irrte sich gewaltig. Die Gruppe von Kleinanlegern, die sich primär über das Reddit-Forum wallstreetbets austauscht, suchte weiter nach Aktien, die in letzter Zeit besonders im Fokus der Leerverkäufer standen. Diesmal hatte es die Community mit mittlerweile über 10 Millionen Nutzern auf die Aktien der Kinobetreiberkette AMC Entertainment Inc. abgesehen. Die Aktie erreichte im Juni ein Allzeithoch von über 70 US-Dollar und war zwischenzeitlich mit stolzen 36 Mrd. US-Dollar bewertet. Der Trend zum organisierten Kauf sogenannter Meme-Aktien schwappte auch nach Europa über. Unter anderem stand die Aktie von windeln.de, einem kriselnden Versandhändler von Baby- und Kinderartikeln aus Deutschland auf dem Einkaufszettel. Das Ausmass des Exzesses erreichte, trotz einem Kursanstieg von 750 % in 3 Tagen, bei Weitem nicht das Level wie in den USA (Abb. 1). In den allermeisten Fällen sind diese Kursanstiege nicht nachhaltig und die Kleininvestoren bleiben auf Verlusten sitzen.
Hartes Brot essen aktuell auch alle Kryptowährungsfanatiker. Seit Mitte Mai korrigierte der Gesamtmarkt aller gelisteten Coins um mehr als 50 %. Als Grund wird die verschärfte Regulierung in China herangezogen. Banken und Zahlungsplattformen dürfen keine Dienstleistungen mehr mit Bezug auf den Handel mit Kryptowährungen anbieten. Zudem geht China nun auch direkt gegen das umstrittene Bitcoin-Mining vor und schliesst entsprechende Rechenzentren. Die Investoren befürchten nun, dass andere Staaten dem Beispiel Chinas folgen könnten.
Ausblick
Wir gehen davon aus, dass sich die Inflation sowie die gestiegenen Rohstoffpreise in den nächsten Monaten stabilisieren werden. Somit sehen wir derzeit keine vorgezogenen inflationsbedingten Zinserhöhungen, die die Märkte negativ überraschen könnten. Solange die Zinsen nicht nachhaltig ansteigen, bleibt das Umfeld für Aktien – trotz teils stattlichen Bewertungen – immer noch attraktiv. Die oben erwähnten Börsenexzesse signalisieren jedoch, dass dem Markt eine Konsolidierung durchaus guttun würde. Eine solche Korrektur kommt erfahrungsgemäss meist unerwartet und ist schwer vorauszusehen. In unseren Mandaten halten wir vorderhand am Aktienübergewicht fest und bevorzugen Schweizer Werte gegenüber den teurer bewerteten amerikanischen Dividendenpapieren. Weiteres Potenzial sehen wir auch bei Immobilienanlagen, wobei wir kotierte Anlagefonds mit teils exorbitanten Aufpreisen (Agios) meiden. Unser Fokus in diesem Segment richtet sich auf nicht kotierte Anlageprodukte mit überwiegendem Wohnanteil.
Christoph Stuber, Leiter Portfoliomanagement / CIO
Der Basiseffekt am Beispiel der Inflation einfach erklärt
Die gestiegenen Inflationsraten sind zurzeit ein Dauerthema an den Finanzmärkten. Die Inflation zeigt auf, wie stark sich der Preis eines Warenkorbs im Vergleich zu einer Vorperiode verändert hat. Die monatlich veröffentlichten Inflationsdaten sollten nicht isoliert beurteilt werden, sondern bedürfen einer vertieften Betrachtung. Es ist wichtig, dass man die als Basis dienende Vorperiode genauer analysiert. Wird die jährliche Inflationsrate veröffentlicht, gilt derselbe Zeitpunkt vor einem Jahr als Basis für die gesamte Berechnung. Wenn nun die Basis aus gewissen Gründen sehr tief war, sieht der entstandene Preisanstieg (Inflation) deutlich höher aus als dies genauer betrachtet der Fall wäre. Die entstandene erhöhte Preisveränderung ist somit dem Basiseffekt geschuldet.
Da der Warenkorb direkt und indirekt einen hohen Anteil an Öl beinhaltet, lässt sich der Effekt gut anhand der Entwicklung des Ölpreises veranschaulichen (Abb. 3). Der Ölpreis notierte vor einem Jahr pandemiebedingt auf einem tiefen Niveau und zog den Preis des Warenkorbs deutlich nach unten. Dieser Warenkorb dient nun für die Berechnung der aktuellen Jahresinflation und bildet somit eine tiefe Basis. Der Basiseffekt lässt somit die aktuellen Jahresveränderungsraten (zu) hoch aussehen.
Yves Zumbrunnen, Junior Portfolio Manager
GR Immobilien Schweiz investiert in Marly
Die Bevölkerung des Kantons Freiburg wächst seit Jahren bedeutend schneller als in den meisten anderen Kantonen. Die prozentuale Zunahme in den letzten 5 Jahren ist fast doppelt so hoch wie im Kanton Bern. Da eine wachsende Bevölkerung auch mehr Wohnraum beansprucht, investieren wir mit unserem Immobilienfonds GR Immobilien Schweiz gerne auch im Raum Freiburg.
Im Juni 2021 konnten wir den Kaufvertrag für 55 Neubauwohnungen in Marly beurkunden. In der oberirdisch autofreien Siedlung Les Moulins werden in den nächsten Monaten 127 hochwertige Mietwohnungen in insgesamt 7 Mehrfamilienhäusern erstellt. Die Wohnüberbauung überzeugt mit sehr gut belichteten Wohnungen und einer Raumhöhe von 2,6 Metern. Das verleiht den offen konzipierten Wohnungen eine eindrückliche Grosszügigkeit. Die Häuser weisen eine gute Architektursprache auf und sind als Pentagon (Fünfeck) und Hexagon (Sechseck) ausgestaltet. Eine 3,5-Zimmer-Wohnung kostet rund CHF 1‘700 Nettomiete pro Monat. Die Nettorendite nach Vollvermietung wird ca. 3,2 % betragen.
Das vorliegende Projekt ist die erste Öko-Siedlung im Kanton Freiburg und wird mit dem Label «One Planet Living» zertifiziert. Die Nachhaltigkeitsaspekte werden hier sehr umfassend analysiert und gehen weiter als üblich. So werden zum Beispiel auch die Biodiversität und die Umweltauswirkungen der eingesetzten Baumaterialien beurteilt. Uns hat beim Wohnbauprojekt besonders die unmittelbare Nähe zu Schule, Einkauf, Hallenbad und Flusslandschaft überzeugt. Das Stadtzentrum von Freiburg ist per Bus in 12 Minuten erreichbar.
André Nussbaumer, Fondsmanager Immobilien