Seit der Amtseinführung von Donald Trump am 20. Januar 2025 ist offensichtlich, dass er sich intensiv auf seine zweite Amtszeit vorbereitet hat. Eine Flut an Dekreten führte bereits in den ersten Wochen und Monaten zu erheblichem politischem Chaos. Während sein Verbündeter Elon Musk Massnahmen zur Verschlankung des Staatsapparates und zur Reduktion der Staatsausgaben vorantrieb, setzte Trump seinen Fokus vor allem auf die Handels- und Migrationspolitik.
Dabei gerät in den Hintergrund, dass sich die US-Wirtschaft bereits vor Trumps Rückkehr ins Amt in einer soliden Verfassung befand. Die zu Beginn des Jahres veröffentlichten Arbeitsmarktdaten zeigten nahezu eine Vollbeschäftigung. Auch die Inflation war weitestgehend unter Kontrolle und das Wirtschaftswachstum bewegte sich weiterhin deutlich über der 2-Prozent-Marke. Lediglich die hohen Zinsen und der damit verbundene starke US-Dollar dämpften das Wirtschaftsklima. Und genau das war Trump ein Dorn im Auge. Durch seine aggressive Handelspolitik nimmt er bewusst eine wirtschaftliche Abschwächung in Kauf, um die US-Notenbank Fed zu rascheren und umfangreicheren Zinssenkungen zu bewegen. Bislang zeigte sich Fed-Chef Jerome Powell jedoch unbeeindruckt von den Kapriolen Trumps. Trotz reduzierter Wachstumsprognose und gleichzeitig erhöhten Inflationserwartungen stellte Powell weiterhin lediglich zwei Zinssenkungen für das laufende Jahr in Aussicht.
Deutlich verunsicherter reagierten die Börsen. Die Angst vor einer Stagflation oder gar einer Rezession führte in der zweiten Quartalshälfte zu umfangreichen Gewinnmitnahmen bei US-Aktien. Besonders betroffen waren die zuletzt stark gestiegenen Technologiewerte. Unternehmen wie Nvidia und Microsoft litten zusätzlich unter der wachsenden Konkurrenz chinesischer KI-Anbieter wie DeepSeek. Der Index der Magnificent 7 verlor seit Jahresbeginn 18 % (in CHF), wobei Tesla mit einem Rückgang von fast 40 % das Schlusslicht der glorreichen Sieben bildete. Der breiter gefasste S&P 500 Index büsste knapp 7 % ein. Negativ zur Performance für Schweizer Investoren trug zusätzlich der US-Dollar bei, der sich im Jahresverlauf gegenüber unserer heimischen Währung um 2,6 % abschwächte.
Ebenfalls schwach entwickelten sich Bitcoin und der gesamte Kryptomarkt. Nach der Ankündigung Trumps, vorerst keine Kryptowerte zu kaufen, sondern lediglich die sich bereits im Besitz der USA befindenden digitalen Währungen nicht zu verkaufen, machte sich nach der anfänglichen Euphorie um eine strategische Krypto-Währungsreserve Ernüchterung breit. Zudem belastete der Hackerangriff auf die Kryptobörse ByBit, bei dem Ethereum-Token im Wert von rund USD 1,5 Milliarden gestohlen wurden, den Markt. Es handelte sich dabei um den grössten Krypto-Diebstahl aller Zeiten.
Von den Börsenturbulenzen in den USA und dem sinkenden US-Dollar profitierte hingegen der Goldpreis, der Mitte März erstmals die Marke von 3'000 US-Dollar pro Unze überschritt. Dass auch zwei Monate nach Amtsantritt von Trump keine schnelle Lösung im Ukraine- wie auch im Israel-Konflikt gefunden wurde, verleite dem gelben Edelmetall zusätzlichen Rückenwind. Zum Quartalsende notierte der Preis bei 3'117 US-Dollar, was einer Wertsteigerung von nahezu 19 % seit Jahresbeginn entspricht.
Europa als Gewinner
Die europäischen Aktienmärkte starteten überaus erfreulich ins neue Jahr und konnten die Minderperformance gegenüber den US-Valoren während des letzten Jahres mehrheitlich wettmachen (Abb. 1). Angetrieben von weiteren Zinssenkungen der Währungshüter stiegen die Börsen in der Eurozone und der Schweiz auf neue Allzeithöchststände. Zudem sorgte die Abkehr von der Sparpolitik in Europa für Optimismus. Umfangreiche staatliche Rüstungs- und Infrastrukturpakete dürften die Konjunktur weiter ankurbeln. So ist es auch keine Überraschung, dass primär Rüstungskonzerne an der europäischen Indexspitze zu finden sind. So steigerte beispielsweise der deutsche Rüstungskonzern und Automobilzulieferer Rheinmetall seinen Börsenwert seit Jahresbeginn um mehr als 100 %.
In der Schweiz waren es im unsicheren Finanzmarktumfeld primär die defensiven Titel, die den Ton angaben. Die Index-Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche legten allesamt zweistellig zu. Daneben profitierte der Schweizer Versicherungssektor von Fusionsgerüchten innerhalb der Branche. Weiterhin Mühe bekundeten die kleinen und mittleren Unternehmen. Die meist zyklisch ausgerichteten Unternehmen litten vermehrt unter dem unsicheren Wirtschaftsumfeld aufgrund der aggressiven Handelspolitik in den USA.
Die staatlichen Investitionen in die Verteidigung zeigten jedoch auch ihre Schattenseite. So kletterte nach der Aushebelung der Schuldenbremse in Deutschland die Rendite für 10-jährige Bundesanleihen innerhalb weniger Tage von 2,4 % auf nahezu 3 %. Dieser abrupte Zinsanstieg liess die Kurse von Obligationen in Euro stark fallen und der Euro wertete sich aufgrund der gestiegenen Zinsattraktivität vor allem gegenüber dem US-Dollar deutlich auf.
Auch in der Schweiz stiegen die Renditen von Anleihen mit mittleren bis langen Laufzeiten temporär stark an. Aufgrund der Börsenschwäche zum Quartalsende und des geringen Risikoappetits der Anleger wurden Obligationen wieder vermehrt nachgefragt, was kurzfristig für rückläufige Renditen sorgte.
Abb. 1: Indexierte Kursentwicklung S&P 500, Euro Stoxx 50 und Swiss Performance Index von Anfang 2024 bis Ende März 2025
Ausblick und Portfoliopositionierung
Angesichts der unberechenbaren US-Politik ist weiterhin mit erhöhten Schwankungen an den Märkten zu rechnen. Im Fokus stehen in erster Linie das Ausmass und die Dauer der von Trump angekündigten Handelszölle. Aufgrund der Gegenwehr seiner Handelspartner ist eine weitere Eskalation im Handelsstreit nicht auszuschliessen. Wie eingangs erwähnt, wird auch das Risiko einer Rezession Trump nicht von seinem Kurs abhalten. Unserer Meinung nach dürfte er jedoch bald Gegenwind seitens der Inflationsentwicklung bekommen. Länger andauernde Importzölle führen mittelfristig zwangsläufig zu höheren Preisen, da der Aufschlag grösstenteils auf die Verkaufspreise überwälzt wird.
Wir halten weiterhin ein Untergewicht in US-Aktien und erwarten, dass die Korrektur insbesondere bei Technologiewerten noch nicht abgeschlossen ist. Trotz der jüngsten Rückgänge bleiben viele Unternehmen hoch bewertet. Zudem könnte die Kapitalflucht nach Europa aufgrund der politischen Unsicherheiten in den USA anhalten.
Hingegen dürfte die positive Stimmung an den Börsen in Europa anhalten. Die weiter sinkenden Leitzinsen im Euroraum werden den Konsum antreiben und das Wirtschaftswachstum stabil halten. Ebenso bleibt die Risikoprämie für Aktien attraktiv. Dies gilt auch für die Schweiz, wo der Leitzins der Schweizerischen Nationalbank mittlerweile bei 0,25 % angelangt ist. Zudem profitiert der hiesige Aktienmarkt weiter von seinem defensiven Charakter. Aufgrund dessen sowie aus Opportunitätsüberlegungen haben wir auch nach der guten Performance im laufenden Jahr bislang keine Gewinne realisiert und bleiben unserem Übergewicht treu.
Weiterhin zurückhaltend sind wir bei den festverzinslichen Anlagen. Gerade im Bereich der Fremdwährungsobligationen könnte ein erneuter Anstieg der Inflation in den USA die Anleger auf dem falschen Fuss erwischen. Die zur Bekämpfung der Preissteigerung notwendigen Zinserhöhungen könnten bei Anleihen mit mittleren bis längeren Laufzeiten zu erheblichen Preisrückgängen führen. Entsprechend bleibt diese Anlageklasse aus Risiko- und Renditeüberlegungen bis auf Weiteres unattraktiv.
Weiterhin unverzichtbar in unseren Kundenportfolios ist Gold. Die laufenden geopolitischen Konflikte, die Handelspolitik der USA sowie die weltweit sinkenden Leitzinsen sprechen für weitere Preissteigerungen im gelben Edelmetall.
Am Tisch mit Daniel Vögtli, Kundenberater bei der Privatbank Von Graffenried AG
Als Kundenberater der Privatbank Von Graffenried AG gibt er Einblick in seinen Arbeitsalltag in der Filiale in Biel. Im Gespräch mit Hanspeter Marti erzählt er von der Bedeutung der Zweisprachigkeit, der Geschichte der Stadt Biel und seiner langjährigen Berufserfahrung.
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